Erna Heimann kam am 16. 07. 1903 in Darmstadt-Eberstadt zur Welt. Ihr Vater war der Kaufmann Paul Heimann, ihre Mutter Verona Heimann geb. Salomon. Erna Heimann besuchte die Mittelschule in Darmstadt, wo die Familie zunächst wohnte. Offenbar sind die familiären Verhältnisse nicht stabil. Sie wird während ihrer Kindheit in Pflegefamilien betreut. Aufgrund von mehreren Erkrankungen war Erna Heimann nicht in der Lage, regelmäßig am Unterricht teilzunehmen. Im Jahr 1919 lebt sie für einige Monate im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu Isenburg. Als Heranwachsende besucht sie die Hölderlinschule in Frankfurt am Main. Spätestens ab dem Jahr 1929 lebt Erna Heimann im Kalmenhof in Idstein. Dort fühlt sie sich nach eigenen Angaben nicht wohl. Sie leidet unter dem Gefühl, von ihren Mitbewohnerinnen nicht angenommen zu sein. Erna Heimann wird am 28. August 1930 in die Nervenklinik Frankfurt aufgenommen. Bei der Aufnahme begleiten sie ihr Vater und eine Pflegerin aus Idstein. Anlässlich ihres Aufnahmegesprächs berichtet sie davon, dass sie versucht habe, Schreibmaschine und Stenographie zu lernen, was sie als anstrengend empfunden habe. In den Heilanstalten, darunter im Siechenhaus Röderbergweg, habe sie „ein bisschen Haushalt gemacht“; „abgetrocknet usw.“, jedoch „keinen Spaß daran gehabt“.  Das Verhältnis zu ihrem Vater beschreibt sie als gut, ihre Mutter jedoch kümmere sich nicht um sie. Offenbar hat Erna Heimann Interesse an klassischer Literatur. Sie liest gerne und nennt auf Nachfrage Werke von Goethe und Schiller. Zu Beginn ihres Klinikaufenthalts in Frankfurt bleibt Erna Heimann auf eigenen Wunsch hin meist im Bett liegen, da sie sich erholen möchte. Später steht sie auf und ist “zufriedener Stimmung”. Am 12. 09. 1930 wird Erna Heimann in die Anstalt Hadamar Hadamar überführt. Auf Empfehlung des überweisenden Arztes soll die Patientin in einer “ruhigen Abteilung” untergebracht werden, da sie “wegen ihres Mitralfehlers in sehr geringem Maße arbeitsfähig” sei. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wird Erna Heimann in das Elisabethstift nach Katzenelnbogen gebracht, wo sie bis zum 13. Mai 1938 betreut wird. Die Einrichtung wird auf Anweisung des Anstaltsdezernenten Bernotat geräumt. Die für die Deportation der Patient:innen vorbereiteten Listen weisen die Namen von elf Frauen auf, die für die Anstalt Weilmünster vorgesehen sind, darunter auch Erna Heimann. Das Elisabethstift erhält genaue Anweisungen für den Tag der Deportation: Die dort untergebrachten  „17 Männer und 38 Frauen“ sollen „am 16. ds. Mts. um 10 Uhr vormittags mittels Autobus abgeholt werden. Ich bitte zu veranlassen, dass die Pfleglinge pünktlich zur Abholung bereit sind, und dass das Gepäck ebenfalls zur Verladung bereit steht. Die Akten und Krankenblätter der Pfleglinge bitte ich dem transportleitenden Arzt auszuhändigen“. Für die Begleitung dieses Transports, in dem zunächst 25 Frauen in den Idsteiner Kalmenhof „verlegt“ werden, sind die Ärzte „Dr. Henkel oder Dr. Gorgaß + 4 Schwestern“ vorgesehen. Erna Heimann stirbt am 6. Juni 1940 in der Ghettoabteilung der Anstalt Weilmünster vorgeblich an „Lungenentzündung“. Erst zwei Wochen nach ihrem Tod wird auf dem Standesamt Weilmünster die Sterbeurkunde ausgefertigt. Der auf dem Grab von Erna Heimann in den 80er Jahren angebrachte Pultstein weist neben den Lebensdaten den diskreditierenden Zwangsnamen „Sara“ auf. Eine Erklärung hierfür konnte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gefunden werden.

Quellen: HHStaWi Abt 2072/ Nr. 9415; HHStaWi Abt. 403 Nr.