Georg Eufinger wurde am 1. Mai 1894 in Elz in einem heute nicht mehr bestehenden Gebäudekomplex nahe der heutigen Schwanenmühle geboren. Seine Eltern waren der Bäcker Peter Eufinger und die Anna Maria Eufinger, geborene Pörtner. Georg Eufinger war katholisch getauft.[1]

Angaben zum Leben von Georg Eufinger sind  ausschließlich aus der im Archiv des LWV aufbewahrten Krankenakte[2] zu erschließen. Eine mündliche Überlieferung zu ihm, seiner Familie oder seinem Lebensweg existiert in seinem Geburtsort nicht mehr.

Die wenigen, seitens des Anstaltspersonals in der Akte von Georg Eufinger anlässlich seiner Aufnahme in der Anstalt Weilmünster  vorgenommenen Aufzeichnungen stellen lediglich eine Momentaufnahme aus dem Leben von Georg Eufinger aus der Sicht jener Täterinnen und Täter dar, die in den Anstalten Weilmünster und Hadamar die  systematische Vernachlässigung, Selektion und Ermordung Schutzbefohlener  betrieben.  Nach der  „Exploration“, der allgemeinen Befragung durch den Arzt sind weder eine chronologische Aktenführung noch Angaben zu weiteren medizinischen Untersuchungen dokumentiert.

Demnach hatte Georg Eufinger, der sein genaues Geburtsdatum nicht sicher benennen kann, keine Berufsausbildung absolviert.  Eigenen Angaben zufolge besuchte er die Schule in Hundsangen und Niedererbach. Nach seinem Schulerfolg gefragt antwortet er, er habe „als emal uff die Backe kriecht“. Später sei er gelegentlich als Bäcker tätig gewesen. Er gibt an, eine Schwester, „Tante Grete“ zu haben, sein Vater sei mit zwei Brüdern aufgewachsen.

Georg Eufinger war nach eigenen Angaben  bei einem Bauern in Herschbach/Ww. als Knecht tätig, wo er „Holz gehackt“ habe. Zu einem unbekannten Zeitpunkt erfolgt, vermutlich von dort aus, seine Aufnahme in ein „Altersheim“ in Herschbach.

Von hier aus wird, unterstützt durch die Polizeibehörde und den in Herschbach ansässigen Arzt für Allgemeinmedizin, seit Februar 1944 seine Einweisung in eine Heilanstalt betrieben. Nach ärztlicher Auffassung hat sich die Erkrankung des Patienten verschlechtert, weswegen er für den „Heimaufenthalt (…) nicht mehr geeignet“ und folglich „Überweisung in Heilanstalt notwendig“ sei.

Am 29. Februar 1944 erfolgt die Aufnahme von Georg Eufinger in der Anstalt Weilmünster im Taunus.

Angaben zu seiner Biografie macht Georg Eufinger im Jahr 1944 anlässlich seiner Aufnahme in Weilmünster selbst. Diese sind in weiten Teilen in der in der Region um Elz gebräuchlichen Mundart wiedererkennbar aufgezeichnet, ein in einer Krankenakte seltener Vorgang.

Die ihm im Rahmen der routinemäßig durchgeführten Intelligenzprüfung bei der Aufnahme in eine Heilanstalt gestellten Rechenaufgaben kann er nicht immer korrekt beantworten. Georg Eufinger weiß, dass er „in Elz geboren“ ist und dass Limburg an der Lahn liegt. Die Frage, ob er beim Militär gewesen sei verneint er mit der Begründung, er habe „Angst vorm Schießen“ gehabt. Georg Eufinger gibt an, sowohl in Münster bei Westfalen wie auch in Herborn bereits in Anstaltspflege gewesen zu sein. Gefragt nach dem Grund seiner Unterbringung in Herborn antwortet er „Warum, das waass ich net, was hat mir da gefehlt, da war ich auch so e bisje, so wie heut …. ich weiß auch net mehr, wie des kam.“

In Weilmünster erfolgen lediglich zwei weitere Eintragungen in der Krankenakte wonach Georg Eufinger am 16. März 1944 im Bett liege und „zufrieden“ sei. Für den 1. Oktober 1944 ist die „Verlegung“ in die Anstalt Hadamar vermerkt.[3] Nach Beendigung der Gasmordphase im August 1941 wurde die systematische Ermordung von Patientinnen und Patienten in der Anstalt Hadamar im Jahr 1942 wieder aufgenommen. Die Tötungen erfolgten durch gezielte Vernachlässigung, durch Verhungernlassen und die Verabreichung überdosierter Schlaf- und Beruhigungsmittel.

Von den 4921 Menschen, die von Januar 1942 bis  April 1945 in die Anstalt Hadamar verbracht worden waren, überlebten 4418 diese „Einweisung“ nicht.[4] Am 20. Oktober 1944 soll Georg Eufinger, so der Eintrag in der vom Standesamt Hadamar auf Anzeige der Verwaltungsangestellten Judith Thoma ausgefertigten Sterbeurkunde vorgeblich an „Angeborenem Schwachsinn“ und „Verfall“ verstorben sein. Als Zeitpunkt des Todes wird 10.15 Uhr vormittags angegeben.[5]

Am 20. Oktober 1944, so die Aufzeichnungen der beim Standesamt Hadamar für die Anstalt Mönchberg geführten Sterbebücher, sind neben Georg Eufinger in der Anstalt Hadamar folgende Menschen zu Tode gekommen:

Wilhelm Bauer, 40 Jahre, vorgeblich an „Geisteskrankheit und Verfall“; Rudolf Boßhardt, 38 Jahre, vorgeblich an „Angeborenem Schwachsinn und Rippenfellentzündung“;  Johann Köp, 23 Jahre, vorgeblich an „Schwachsinn nach Hirnhautenzündung und Tod im Krampfanfall“; Alice Ilse Haupt, 30 Jahre, vorgeblich an „Geisteskrankheit und Verfall“; Martha Margaretha Kramer, 24 Jahre, vorgeblich an „Angeborenem Schwachsinn und Darmgrippe“; Johanette Henriette Sophie Umbach, 29 Jahre, vorgeblich an „Epilepsie und Schwachsinn“;   Laura Christine Felkmann, 28 Jahre, vorgeblich an „Angeborenem Schwachsinn und Grippe“. Georg Eufinger wurde, da „keine Angehörigen zu ermitteln“ waren, auf dem oberhalb der Tötungsanstalt eingerichteten Friedhof der Anstalt Hadamar begraben. Die Ermordeten wurden in Massengräbern mit jeweils 10 bis 20 Leichen verscharrt.[6]

Eine Lokalisierung des Grabes von Georg Eufinger im Bereich der inzwischen oberhalb des Mönchbergs eingerichteten Gedenklandschaft ist nach derzeitigem Sachstand nicht möglich, da der LWV Hessen keine Gräberlisten führt, „die eine eindeutige Grabzuordnung erlauben würden.“[7] Am 7. Mai 2018 wurde ein Stolperstein für Georg Eufinger an seinem Geburtsort Elz in der Offheimer Straße verlegt. Schülerinnen und Schüler der Erlenbachschule Elz wie auch Vertreter der lokalen Politik nahmen an der Verlegung des Stolpersteins teil.

[1] Geburtsregister (1896) Gemeinde Elz Nr. 31/1896

[2] LWV-Archiv Bestand 12 AN 3827

[3]  LWV-Archiv Bestand 12 AN 3827

[4] Zahlen nach: Faulstich, Heinz. Hungersterben in der Psychiatrie 1914-1918. S. 544

[5] LWV-Archiv Best. 12 AN 3827

[6] George, Uta. Erinnerung und Gedenken in Hadamar. In: George, Uta, Lilienthal, Georg, Roelcke, Volker, Sandner, Peter, Vanja Christine (Hg.) Hadadamar. Heilstätte, Tötungsanstalt, Therapiezentrum S. 434.

[7] Auskunft via Mail Gedenkstätte Hadamar, Frau Claudia Schaaf vom 19. Juli 2017.